Etuikleid aus nur einem Schnittteil

Ein Etuikleid wird in der Regel aus Webware genäht. Damit es figurnah anliegen kann, braucht es einen (nahtverdeckten) Reißverschluss. Außerdem wird der Ausschnitt mit einem Beleg versäubert und es gibt einen Schlitz mit einer Briefecke. Daher kann man an mit so einem Projekt auch schonmal 2 – 3 Tage sitzen, bis es perfekt an den eigenen Körper angepasst und fertig ist.

Ich zeige dir jetzt eine Variante, wie das Etuikleid ohne Reißverschluss und ohne Beleg genäht werden kann. Und wie man mit einer ganz anderen Zuschneidetechnik ganz schnell fertig wird. Für dieses Kleid habe ich gerade einmal 45 Minuten gebraucht.

Zuschnitt in einem Stück

Da das Kleid körpernah ist und ich hier keinen Reißverschluss einnähen möchte, habe ich mich für einen dehnbaren Stoff entschieden. Dieses hier ist ein Romanit Jersey oder Punta Di Roma. Das ist ein etwas festerer Jersey. Manchmal findet man ihn auch unter dem Namen Double Jersey.

Die Schnittteile lege ich nun etwas anders auf, als wenn ich das Kleid aus Einzelteilen nähen würde. Der Stoff liegt unten im Bruch und die Schnittteile habe ich im unteren Bereich genau Kante auf Kante gelegt. Jetzt schneide dann alles, was darüber hinaus absteht, einfach aus.

Technisch gesehen, ist es nicht ganz korrekt, dass ich den Schnitt direkt an den Kanten ausschneide. Der Schnitt beinhaltet keine Nahtzugabe. Da ich aber einen dehnbaren Stoff gewählt habe, kann ich das aber ruhig machen.

Zusammennähen der „Abnäher“ und der Rückennaht mit Schlitz

Nach dem Zuschnitt habe ich nur ein einziges Stoffteil. Die tiefen Einschnitte werden jetzt so zusammengenäht als hätte ich hier einen Abnäher. Die Naht wird dann ganz leicht und auslaufend aus dem Stoff heraus genäht. Ich arbeite mich also Schritt für Schritt an den Kanten entlang und fixiere mir das Ganze mit ein paar Klammern.

Zum Schluss gibt es nur noch eine durchgehende Naht. Diese ist die hintere rückwärtige Naht mit dem Schlitz. Diese wird wie gewohnt zusammengenäht. Fertig gesteckt sieht das Ganze schon ziemlich nach einem Kleid aus.

Etuikleid zusammennähen

Jetzt noch eben die Nähmaschine aufgebaut und dann kann es auch schon mit dem Zusammennähen losgehen. Ich habe mich hier für einen ganz normalen Geradstich entschieden. Damit die Naht später aber noch dehnbar ist, nutze ich elastisches Nähgarn.

Alternativ kann man im Anschluss auch noch einmal mit der Overlock über die Nähte gehen. So sieht das Kleid auch von innen sauber und ordentlich verarbeitet aus.

Die vorderen Rundungen passen nicht ganz genau aufeinander, weil ich den Stoff ja ohne Nahtzugabe ausgeschnitten habe. Dadurch, dass der Stoff aber elastisch ist, ist das aber kein Problem, denn über den kompletten Schlitz bekomme ich diesen leichten Versatz auch gut verteilt.

Jetzt müssen nur noch die Schulternähte geschlossene werden. Danach kann ich das Kleid anziehen und ggf. Anpassungen vornehmen.

Etuikleid säumen

Wenn alles soweit passt, werden nur noch die Ausschnitte einmal versäubert bzw. gesäumt. Eigentlich sind bei dem Etuikleid halblange Ärmel vorgesehen. Aber ich fand es in der ärmellosen Variante auch ganz schön. So spare ich durch das Säumen auch noch ein wenig Zeit. Natürlich kann man das Ganze auch mit Ärmel nähen. Dann hätte ich diese noch entsprechend zuschneiden und vorher annähen müssen.

Die Kanten habe ich überall ca. 1 cm nach innen eingeschlagen. Weil das hier Nähte sind, die auch von außen zu sehen sind, habe ich nochmal auf eine andere Garnfarbe gewechselt, damit diese Naht nicht so direkt ins Auge fällt. Auch hier ist die Stoffwahl wieder sehr dankbar, denn ich kann den Stoff einfach 1 cm einschlagen und festnähen.

Zum Schluss muss ich nur noch die ganzen Fädchen abschneiden und dann geht es nur noch darum, das Kleid unten zu säumen. Dafür klappe ich zuerst bei dem einen Schlitzteil den Saum 1 cm nach innen um. Danach den anderen Schlitzteil knapp 5 cm.

Auch hier ist das technisch gesehen nicht ganz optimal, denn bei einem Etuikleid möchte man möglichst keine Saumnähte sehen. Deswegen näht man den Saum entweder mit der Hand oder mit einem Blindstich. Ich habe ihn hier einfach mit einem Geradstich festgenäht.

Mit dem Blick auf die Uhr sehen wir, dass ich bei knapp 40 Minuten für das gesamte Kleid liege. Wahnsinn, oder? Diese spezielle Zuschneidetechnik führt jetzt dazu, dass die Nähte nicht komplett bis unten durchgehen, sondern etwa auf Hüfthöhe enden. Bis auf die Rückennaht, die natürlich im Schlitz endet. Das ist sehr vorteilhaft, insbesondere bei gemusterten Stoffen, wenn man das Muster im Rockteil nicht unterbrechen möchte.

Hier noch einmal der Vergleich, links aus Webware und die anderen beiden aus Jersey.